Metsä Board Fachmagazin – Winter 2024

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Thema

kelä. Sie bezeichnet das Gebiet der Marktforschung als herausfordernd: Es gibt schwache Signale, die sich im Laufe der Zeit zu bedeutenden Markttreibern entwi- ckeln werden – aber woher weiß man, welche das sind? „Die Antwort liegt in einer umfassenden und unun- terbrochenen Analyse des Geschäftsumfelds,“ sagt sie. Durch die Arbeit mit Szenarien werden einige ge- schäftskritische Unwägbarkeiten aufgedeckt – und für jede Eventualität kann ein tragfähiger Plan aus- geheckt werden. Was auch immer das Entwicklungsteam über die Zukunftstrends erfährt – es gibt dieses Wissen schnellstmöglich an die Kunden weiter. „Erkenntnis- se und Wissen werden in Zusammenarbeit gewon- nen. Das gilt auch für die Stärkung der Resilienz.“ Risiko und Gewinn Jussi Tarvainen , Vice President, Risk Management Pro- cess bei Metsä Group, ist der Ansicht, dass das Bewusst- sein für verschiedene Risiken in den letzten Jahren si- cherlich zugenommen hat. Er sieht in der operativen Belastbarkeit eine Schlüsselkomponente zur Gewähr- leistung der Betriebskontinuität. „Wir verbessern unsere Risikomanagement-Prozesse durch verschiedene Instrumente, darunter Digitalisie- rung, Transparenz und Schulungen“, sagt er. „Risiko- management schafft die Voraussetzungen für den Auf- bau resilienter Strukturen im gesamten Unternehmen.“ Laut Tarvainen werden große Branchenakteure wie Metsä Group im Zuge des Wandels florieren. „Dazu müssen Sie vor allem ein genaues Bild davon ha- ben, was auf dem Markt passiert – und warum. Wenn Sie sich auf solide Daten stützen können, können Sie viel besser mit den Unwägbarkeiten der Zukunft umgehen.“ Resiliente Lieferketten Wir bei Metsä Board sind der Meinung, dass Resilienz nicht nur darin besteht, disruptive Ereignisse zu über- stehen, sondern sich proaktiv auf sie vorzubereiten und die interne Agilität zu fördern, um auf unvorhergesehe- ne Szenarien reagieren zu können. Aber was heißt das in der Praxis? In erster Linie wird es durch eine effektive Bedarfspla- nung, Transparenz der Lieferkette und Bestandsverwal- tung möglich, sich besser auf Nachfrageschwankungen und Lieferunterbrechungen vorzubereiten. Darüber hi- naus spielen Backup-Werke sowie alternative Verarbei- tungs- und Lagerstandorte eine wichtige Rolle für die Resilienz der Lieferkette. „Wir halten auch aktiv Backup-Alternativen für Lo- gistikrouten einsatzbereit. Als beispielsweise im März

2024 die Baltimore-Brücke auf tragische Weise einstürz- te, hat unser Lieferketten-Team in weniger als 48 Stun- den logistische Alternativen bereitgestellt“, sagt Anu Metsäranta , Vice President, Supply Chain bei Metsä Board. „Darüber hinaus setzen wir einen robusten Sales-and- Operations-Planning-Prozess (S&OP) ein, der eine enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern und eine Pla- nung unterschiedlicher Szenarien mit der Geschäfts- leitung umfasst.“ Stärkung der organisatorischen Agilität Während der Aufbau einer starken Struktur unerläss- lich ist, geht es bei der organisatorischen Resilienz auch darum, im Krisenfall eine effektive Abstimmung, Fest- legung der Zuständigkeiten und Anpassungsfähigkeit zu fördern. Indem kleinere Teams in die Lage versetzt werden, ei- genständig zu handeln und dabei mit den übergeordne- ten Zielen der Organisation im Einklang zu bleiben, ist es möglich, das gesamte Fachwissen der Organisation zu nutzen, um Probleme effizient anzugehen. „Darüber hinaus haben die jüngsten Entwicklun- gen im Bereich der fortgeschrittenen Analytik die Ge- schwindigkeit unserer Teams bei der Risikobewertung, der Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses, der Umsetzung der besten Maßnahmen und der zeit- nahen Bewertung ihrer Auswirkungen weiter erhöht“, so Metsäranta abschließend. Immer neue Regulierungen Der Europäischen Kommission hat versprochen, die grüne Transformation fortzuführen und sich stärker auf die Förderung von Investitionen und der europäischen Wettbewerbsfähigkeit zu konzentrieren, sagt Tytti Peltonen , Vice President, Corporate Affairs Eu- ropean Union bei Metsä Group. Der Schwer-

„Die EU hat die Resilienz bereits in ihre Politik in- tegriert, zum Beispiel durch das EU-Programm Green Deal. So soll sichergestellt werden, dass die Union und die Mitgliedstaaten auf verschiedene Herausforderun- gen reagieren und sich von Krisen erholen können“, fährt sie fort. Die Metsä Group hat ein Büro in Brüssel, in dem drei Mitarbeiter mit der EU-Lobbyarbeit beschäftigt sind. „Auch unsere Kolleginnen und Kollegen in Deutsch- land und Finnland unterstützen unsere Arbeit“, sagt Teamleiter Peltonen, der bereits seit 15 Jahren in Brüs- sel arbeitet. Sie begreift die Energiewende als Chance für unsere Industrie und Wirtschaft. „Sie erfordert einen angemes- senen Regulierungsansatz sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene. Es wird erwartet, dass die neue Kommission einen gemäßigteren Kurs einschla- gen wird, um übermäßig präskriptive und widersprüch- liche Rechtsvorschriften sowie einen übermäßigen Ver- waltungsaufwand zu vermeiden.“ Effektive Zusammenarbeit für beste Ergebnisse Peltonen stellt fest, dass die politischen Entscheidungs- träger wertvolle Arbeit leisten. Wenn diese in guter In- teraktion mit den Interessengruppen erfolgt, sind die

Erfolgsaussichten gut: „Wir antizipieren regulatorische Änderungen, indem wir uns an den politischen Dis- kussionen und der Lobbyarbeit auf EU- und nationaler Ebene beteiligen, insbesondere in Finnland, Schweden und Deutschland.“ Im Wesentlichen bedeutet dies, dass das Metsä-Team politische Debatten verfolgt und an ihnen teilnimmt, po- litische Entwicklungen beobachtet, Treffen mit Interes- sengruppen und EU-Entscheidungsträgern organisiert und Gesetzesvorschläge analysiert. „Wir beteiligen uns an Diskussionen über Wälder und Artenvielfalt, Klima und Energie, Umwelt, Kreislaufwirt- schaft und Produkte“, sagt Peltonen. „Wir arbeiten außer- dem eng mit nationalen und EU-weiten Handels- und In- dustrieverbänden zusammen.“ •

punkt wird beispielsweise auf der Umsetzung der bereits verabschiedeten Rechtsvorschrif- ten in den Mitgliedstaaten, einer sauberen Industriepolitik, der Reduzierung von In- dustrieemissionen und der Energiesicher- heit liegen.

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