Metsä Board Fachmagazin – Winter 2024

Willkommen zum Lesen unseres Metsä Board Fachmagazin. In unserem neuen Magazin haben wir die neuesten Verpackungs- und Kartontrends sowie inspirierende Innovationen zusammengetragen. Sie können auch über die Fachleute lesen, die in der Kartonbranche tätig sind. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen!

WINTER

2024

METSÄ BOARD FACHMAGAZIN

Investitionen erhöhen Qualität und Zuverlässigkeit

Einzelhandel reagiert auf neue Vorschriften

RESILIENZ IST IHR VORSPRUNG

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INHALT

Board Magazin

2/2024

Thema:

Investitionen „Ein langfristiger Ansatz, eine Vision und eine Perspektive sind der Schlüssel zu Investitionstätigkeiten. Dabei muss der Blick stets in die Zukunft gerichtet sein.“

RESILIENZ IST DER SCHLÜSSEL Die Lieferkette steht vor großen Herausfor- derungen und regula- torischen Änderungen. Wer unerwartete Risiken meistern kann, dem bietet das globale Geschäftsumfeld viele neue Chancen. Seite 14

Harri Pihlajaniemi, SVP, Production and Technology bei Metsä Board

SHORTS

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Das Design des Buchumschlags wirkt sich auf die Verkaufszahlen aus. KI generiert Ideen für Verpackungsdesign. Pro Nemus weiht seine neue Ausstellung ein. Innovativer Kartonumschlag ersetzt Plastik. Metsä Group finanziert Naturprojekte. Recycling leicht gemacht mit QR-Code. Seiten 4–7

NACHHALTIGE LÖSUNGEN Verantwortung ist bei Mini-Maid Teil des Geschäfts. Seite 8

DIE KUNST DER VERPACKUNG Ein neuer Becher als

IM BLICKPUNKT

Metsä Group verfolgt die Entwicklung der Vor- schriften aufmerksam. Seite 20

Ergebnis einer proakti- ven Produktentwicklung. Seite 10

Die Bedeutung von Resilienz in einer sich schnell verändernden Welt

In den letzten Jahren hat sich die Geschäftswelt in einem nie dagewesenen Tempo verändert, geprägt von geopolitischen Verschiebungen, regulatorischen Veränderungen, Heraus- forderungen in der Lieferkette und einer zunehmenden Fokussierung auf Nachhaltig- keit. Wie jedes Unternehmen müssen auch wir uns anpassen und auf diese Veränderun- gen proaktiv reagieren, aber ich sehe darin auch einen Wettbewerbsvorteil. Für mich geht es dabei um zwei Kernthe- men. Erstens die Fähigkeit, das Betriebsum- feld ständig im Hinblick auf Risiken und Chancen zu beobachten, mit verschiedenen Szenarien zu arbeiten und gut vorbereitet zu sein. Zweitens geht es meiner Meinung nach um unternehmerische Agilität: die Fähigkeit, sich schnell anzupassen und effizient auf Ver- änderungen am Markt zu reagieren. Ich hoffe, dass Sie bei der Auseinander- setzung mit diesem Thema Einblicke in die kontinuierliche und proaktive Arbeit erhal-

ten, die wir leisten, um die Resilienz unse- rer Organisation und unserer Betriebsabläufe zu verbessern. Es geht um unsere langfristi- ge Nachhaltigkeitsarbeit und darum, regula- torischen Änderungen immer einen Schritt voraus zu sein, um die Investitionen, die wir in unsere Werke tätigen, um ihre Zuver- lässigkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu ge- währleisten, und darum, ständig nach Mög- lichkeiten zu suchen, unsere Lieferkette zu optimieren. Resilienz bedeutet nicht nur, sich an äußere Umstände anzupassen, sondern auch, mit Kun- den und Partnern zusammenzuarbeiten und einen ständigen Dialog zu pflegen. Wir schät- zen Ihr beständiges Vertrauen und die Partner- schaft mit Ihnen sehr – denn durch eine enge Zusammenarbeit können wir gemeinsam so manche Unwägbarkeit überstehen, insbeson- dere in außergewöhnlichen Zeiten.

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EINZELHANDEL

INVESTITIONEN GEWÄHRLEISTEN

KUNDEN- STORY

Gesetzesänderungen stellen die Wertschöp- fungskette der Ver- packungsindustrie vor Herausforderungen. Seite 24

Qualität und Betriebssicherheit. Seite 26

Zusammenarbeit auf der Grundlage gemeinsamer Werte. Seite 32

Mika Joukio

FAKTEN UND ZAHLEN

METSÄ BOARD MAGAZINE | WINTER ISSUE 2024 | MAGAZINE@METSAGROUP.COM | ISSN 2323-5500 | PUBLISHER METSÄ BOARD COMMUNICATIONS, P.O. BOX 00, FI-02020 METSÄ, FINLAND | WWW.METSAGROUP.COM/METSABOARD/ | EDITOR-IN-CHIEF MARJO HALONEN, VICE PRESIDENT COMMUNICATIONS | MANAGING EDITOR RITVA MÖNKÄRE, COMMUNICATIONS MANAGER | PRODUCTION AND GRAPHIC DESIGN HUBE HELSINKI OY COVER PHOTO JUSSI HELLSTEN | COVER STYLIST KAISA NIEMINEN | PRINT MARKPRINT OY THE OPINIONS EXPRESSED IN THIS PUBLICATION ARE NOT NECESSARILY THOSE OF METSÄ BOARD. | ADDRESS SOURCE METSÄ BOARD’S CUSTOMER AND STAKEHOLDER REGISTER. IF YOU DO NOT WANT TO RECEIVE THIS PUBLICATION IN THE FUTURE, PLEASE SEND AN EMAIL TO MAGAZINE@METSAGROUP.COM.

Produktportfolio und Metsä Board in Zahlen. Seite 35

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Text: Elina Hovinen, Silja Eisto und Metsä Board Fotos: Metsä Group und Jussi Hellsten

KI ENTWICKELT IDEEN FÜR NEUE VERPACKUNGSDESIGNS

Metsä Board erforscht Möglichkeiten zur Nutzung künstlicher Intelligenz im Verpackungsdesign. Das Verpackungsdesign-Team von Metsä Board hat den Einsatz von KI im Verpackungsdesign getestet. Ein Beispiel dafür ist Northern Lights Oat Meal. „Wir haben eine experimentelle Marke gegründet und mit Hilfe von KI ein neues Müsli-Produkt auf Haferbasis für diese Marke entwickelt. Wir wollten ein Produkt vermarkten, das für nordische Lebensmittel und saubere Natur steht“, sagt Ilkka Harju , Packaging Services Director bei Metsä Board. KI kann verschiedene, manchmal verblüffende Ideen schneller entwickeln als Menschen, und Prototypen las- sen sich dank Digitaldruckverfahren schnell herstellen. So beschleunigt die KI den Designprozess. Um nützliche Ideen aus der KI zu gewinnen, muss man wissen, wie man sie richtig einsetzt. Designer müssen die Stärken und Schwächen der von ihnen ver- wendeten KI-Lösungen verstehen. „Ich habe verschiedene KI-Engines für das Design verwendet und sie so integriert, dass sie miteinander interagieren“, erklärt Vesa Nurminen , Art and Creative Director bei Futupack. „Man muss explizite, klare und beschreibende Aufforderungen für die KI formulieren, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.“ Der Grafikdesigner verfeinert die KI-generierten Alternativen, um das gewünschte visuelle Objekt zu gestalten, und stellt dabei sicher, dass es die Anfor- derungen erfüllt. Darüber hinaus ist das Wissen über Werkstoffe nach wie vor ein Bereich, in dem mensch- liche Fachkenntnisse unerlässlich sind.

Metsä Group finanziert Naturprojekte Metsä Group finanziert Projekte zur Bewirtschaftung und Wiederherstellung der Artenvielfalt bis zum Jahr 2024 mit insgesamt 600.000 Euro. In diesem Jahr wurden 26 neue Projekte für das Förderprogramm für Naturprojekte bewilligt. Mit der diesjährigen Auswahl werden die Themen der Projekte im- mer vielfältiger und die geografische Abdeckung wird größer. Zu den Themen der geförderten Projekte gehören der Zustand der Gewäs- ser, die Wiederherstellung von Fließgewässern, die Bekämpfung von invasi- ven Arten und Raubtieren, die Leistungen von Bestäubern, die Bewahrung traditioneller Lebensräume und die Renaturierung von Vogelfeuchtgebieten. „Unser Ziel ist es, eine Unternehmenskultur zu etablieren, in der die finni- sche Natur die Kraft ist, die uns verbindet“, sagt Timo Lehesvirta , Leading Nature Expert bei Metsä Group. Die Ausweitung der Finanzierungsbasis für Naturprojekte wurde Anfang Juni auf einer von Metsä Group und dem Verband für die Verwaltung und den Schutz der Schärennatur organisierten Veranstaltung diskutiert. Die Er- fahrungen und das Wissen, das auf der Veranstaltung ausgetauscht wurde, schaffen eine Grundlage für die Entwicklung einer diversifizierteren und sta- bileren Finanzierungsbasis als bei früheren Naturschutzprojekten. „Wir sind ein kleiner, aber aktiver Verein, der auf landesebene gesetzte Na- turschutzziele durch ehrenamtliche Tätigkeiten fördert und unterstützt. Die Beteiligung des Privatsektors an der Finanzierung des Wohlergehens der fin- nischen Natur begrüßen wir“, sagt Tommy Arfman vom Verband für die Verwaltung und den Schutz der Schärennatur in Finnland. „Der Finanzierungskanal von Metsä Group ist ein Beispiel und eine will- kommene Gelegenheit für die Umweltarbeit des privaten und öffentlichen Sektors, gemeinsam auf das gleiche Ziel hinzuarbeiten“, sagt Pekka Peso- nen , Leiter des Büros des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft und Vorsitzender des Expertenrats. „Die Ausweitung der Finanzierungsbasis in Richtung privater Unternehmen ist ein positives Signal, auf das wir lange ge- wartet haben. Die jetzt ausgewählten Projekte haben Potenzial“, kommen- tiert Pekka Pesonen, Leiter des Büros des finnischen Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft und Vorsitzender des Expertenrats.

HERZLICH WILLKOMMEN IM NEUEN PRO NEMUS

Das Besucherzentrum Pro Nemus von Metsä Group in Äänekoski bietet einen umfassenden Überblick über die Produkte, Technologien und Kompetenzen des Unternehmens. Während des Rundgangs können Besucher mehr über den integrier- ten Werksstandort in Äänekoski erfahren. „Pro Nemus präsentiert die Produkte und Technologien von Metsä Group ausführlich. Wir hoffen, Kunden, Partner und auch Forstbesitzer in unserem Zentrum begrüßen zu dürfen, da persönliche Einblicke den eigenen Horizont erweitern und oftmals zu wert- vollen Erkenntnissen führen“, sagt Ketsia Anttila , Director of Com- munications, Brand and Marketing bei Metsä Group. Die Ausstellung „Pro Nemus“ wurde im Sommer 2024 erneuert. Die Installation, die die Geschichte

von Metsä Group darstellt, wurde durch ein elegantes und inter- aktives gläsernes Buch ersetzt. In der Zwischenzeit wurde der mit der Textilfaser Kuura® gepolsterte Thron für die Messe “Pulp and Beyond” im Foyer des Ausstellungs- raums aufgestellt. Der Kuura®-Thron war dank seiner fotogenen Ästhetik ein Riesenhit auf der Messe. „Es war für uns eine Überra- schung, dass das Nest aus der Textilfaser Kuura® auf der Messe so gut ankam. Deshalb wollten wir ihm im Pro Nemus ein zweites Leben schenken.“ Und so ist der Thron mittler- weile auch bei Pro Nemus zu einem beliebten Fotomotiv geworden. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Ihr Metsä Board-Ansprechpart- ner organisiert gerne einen Besuch für Sie.

Der Kuura®-Thron wurde ausgiebig fotografiert.

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DER EINBAND IST DIE VISITENKARTE DES BUCHES

Hardcover-Bücher gibt es zwar immer noch, aber sie sind heute eher als Pre- miumprodukte positioniert.“ Im Idealfall passt ein Buchcover zum Inhalt und vermittelt diesen auf eine Weise, die den Geschmack der Haupt- zielgruppe trifft. „Der Einband ist die Visitenkarte des Buches: Der erste Eindruck zählt.“ Auch Bestseller können Trendsetter werden: „Wenn sich ein Buch gut ver- kauft, versuchen alle, es zu kopieren, und zwar auch das Aussehen und die Haptik des Umschlags.“ Scheuer zufolge werden holzhaltiges Papier und Karton immer beliebter, sodass auch Penguin Random House inzwischen darauf umgestellt hat. „Wir verwenden nur Papiere und Materialien, die einen bestimmten CO 2 -Wert nicht überschreiten.“

Bei Bucheinbänden gibt es ständig neue Trends – besonders, was die verwendeten Materialien und Designs betrifft. In den letzten zehn Jahren wurden beispielsweise häufig matte und glänzende Laminierungen ver- wendet. „Im Moment sind natürliche Ober- flächen beliebt und wir verwenden ver- stärkt natürliche Kartonqualitäten mit wasserbasiertem Lack“, sagt Barbara Scheuer , Vice President, Production beim Verlag Penguin Random House. Das Unternehmen veröffentlicht in Deutschland jährlich etwa 2.000 neue Titel. Ein weiterer Trend in Deutschland ist die steigende Beliebtheit von Taschen- büchern, insbesondere bei jungen Erwachsenen. „Der Trend geht ein- deutig zu Taschenbüchern mit Schutz- umschlag und beschnittenen Kanten.

Innovativer Versand- umschlag aus Karton ersetzt Plastik ExpandFibre ist eine F&E-Kooperation und ein Ökosystem, das von Fortum, einem nordischen Energieunternehmen, und Metsä Group ins Leben gerufen wurde, um die Entwicklung nachhalti- ger Bioprodukte zu beschleunigen. Das Projekt konzentriert sich auf die Veredelung von Zellstofffasern, Hemizellulose und Lig- nin aus erneuerbaren und nachhaltigen Quellen wie Stroh und nordischem Holz zu neuen Bioprodukten. Im Rahmen des Projekts entwarf Metsä Board zusammen mit seinen Partnern einen neuartigen Versandumschlag, der her- kömmliche Luftpolstertaschen ersetzen soll. Die Produktentwick- lung mündete in eine echte Innovation: ein flaches Produkt, das einer Wellpappeverpackung ähnelt und sich für den Versand ver- schiedener Produktarten eignet. „Wir wollten eine Versandtasche entwerfen, die leichter zu recy- celn ist“, sagt Ilkka Harju , Packaging Services Director bei Met- sä Board. Vor der Fertigstellung des Produkts führte Metsä Board eine Verbraucherbefragung durch, in der die ExpandFibre-Versand- tasche mit einer herkömmlichen Luftpolsterfolien-Versandtasche verglichen wurde. Die Umfrageteilnehmer bewerteten den kar- tonähnlichen Umschlag besser als sein Gegenstück und hielten ihn zudem für ökologischer. Die im Excellence Centre von Metsä Board organisierten Work- shops brachten das Fachwissen von drei finnischen Unterneh- men zusammen. „ Automatisierungsexperte Jomet hat die Technologie für die Herstellung des Umschlags entwickelt. Der äußere Teil des Um- schlags besteht aus dem biobasierten, recycelbaren Verpackungs- material von Paptic und die gewellte Struktur im Inneren des Umschlags aus dem weißen Kraftliner von Metsä Board“, erklärt Ilkka Harju. Im nächsten Schritt wird nun eine Finanzierung für das Pro- dukt gesucht und ein geeignetes Geschäftsmodell für die Markt- einführung entwickelt.

Eine gewellte Struktur auf Faserbasis ersetzt die Luftpolsterfolie.

RECYCLING LEICHT GEMACHT DANK QR-CODES

Metsä Board bringt eine neue Lösung auf den Markt, die den Recyclingpro- zess für Verpackungsmaterialien, die Kunden mit ihren Produkten erhalten, verbessert und vereinfacht. „Die Einführung der neuen Recycling- QR-Codes auf unseren Kartonlieferun- gen ist das Ergebnis unseres starken Engagements für Nachhaltigkeit und Kundenfreundlichkeit“, sagt Isto Hongisto , Product Safety Specialist bei Metsä Board. Metsä Board hat QR-Codes auf den Paletten- und Rollenetiketten ihrer Produkte für alle an ihre Kunden gelie- ferten Waren eingeführt. Der QR-Code leitet die Kunden zu einer intuitiven App, die detaillierte Informationen über die verschiedenen Verpackungs- materialien liefert, die zum Schutz des

Kartons in der Logistikkette verwendet werden. Diese Informationen helfen den Kunden dabei, zu bestimmen, wie die einzelnen Verpackungsbestandteile ihrer Lieferung recycelt werden sollen. „Recycling kann manchmal kom- pliziert sein, und unser Ziel ist es, es für unsere Kunden so reibungslos und unkompliziert wie möglich zu gestal- ten. Diese Initiative spart ihnen nicht nur Zeit, sondern stellt auch sicher, dass die in unseren Lieferungen ver- wendeten Materialien optimal recycelt werden.“ Metsä Board lädt alle seine Kunden ein, diese neue Möglichkeit zu nut- zen und ihren Beitrag zur Förderung effizienter Recyclingpraktiken in der Verpackungsindustrie zu leisten.

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Nachhaltige Lösungen

Einer der größten Papptellerhersteller Europas Nachhaltigkeit ist fester Bestandteil des Geschäftsmodells und des Wachstums von Mini-Maid.

Silja Eisto, Foto: Jussi Hellsten

V om ersten Tag an waren Wachstum und In- ternationalisierung fester Bestandteil des Ge- schäftsmodells von Mini-Maid, einem fami- liengeführten Hersteller von Papptellern. In den fast 40 Jahren seines Bestehens hat das Unternehmen sein Wachstum systematisch vorangetrieben und beliefert heute Kunden in fast allen europäischen Ländern. Laut CEO Mikael Grahn , Unternehmer in zweiter Ge- neration, strebt Mini-Maid an, Europas führender Her- steller für Handelsmarken zu werden. Beim Erreichen dieses Ziels spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Das 1986 gegründete finnische Familienunternehmen hat sich auf die Herstellung von Eigenmarkenprodukten spezialisiert. Heute verlassen täglich fast 6.000.000 Papp- teller die Produktionsanlagen in Teerijärvi in der Region Nord-Ostbottnien. Sie sind speziell auf die Anforderun- gen von Einzelhändlern zugeschnitten, denn Eigenschaf- ten wie Verpackungsgröße, Etiketten und Tellergröße sind immer kundenspezifisch. Der Markt bietet großes Wachstumspotenzial und die Nachfrage war im Laufe der Unternehmensgeschichte recht stabil. Trotz der aktuellen Verunsicherung in Eu- ropa sieht Grahn Wachstumschancen für die Zukunft. „Wir stellen fest, dass Filialen zunehmend ihre eigenen Marken bewerben wollen. Der Sektor der Eigenmarken wird immer größer.“ Was wollen die Kunden? Nachhaltigkeit und die damit zusammenhängende Re- gulierung gewinnen in Europa immer mehr an Bedeu- tung. So ist Nachhaltigkeit selbstverständlich auch Teil der Geschäftstätigkeit von Mini-Maid und spiegelt sich in der internationalen Kundschaft des Unternehmens wider. Grahn zufolge besteht kein Zweifel an der Be-

deutung von Nachhaltigkeit, aber es gibt immer noch viele länderspezifische Unter- schiede bei der Umsetzung und den regula- torischen Anforderungen. Grahn nennt die nordischen Länder, Deutschland und Frank- reich als Beispiele für Länder, die gute Fort- schritte in Sachen Nachhaltigkeit gemacht haben. Einige Kunden wünschen sich ausdrück- lich Produkte, die in Europa hergestellt wer- den. Die Rückverfolgbarkeit von Rohstoffen ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Für ande- re Kunden ist der Preis jedoch nach wie vor der entscheidende Faktor. „Wir stehen heute im Wettbewerb insbe- sondere mit asiatischem Karton, der bei- spielsweise in der Türkei weit verbreitet ist. Dennoch glauben wir, dass die neuen EU- Anforderungen zu unseren Gunsten ausfal- len werden“, sagt Grahn.

Mini-Maid strebt an, Europas führender Hersteller von Eigenmarken-Papptellern zu werden.

Die Bedeutung von Zertifikaten ist je nach Markt unter- schiedlich. Die Arbeitsabläufe bei Mini-Maid sind nach der Qualitätsmanagementnorm ISO 9001 und dem glo- balen Standard für Lebensmittelsicherheit BRCGS zertifi- ziert. Grahn erwähnt auch die PEFC- und FSC®-Zertifizie- rung sowie das Swan-Label, die beide in den nordischen Ländern erforderlich sind. „Im Moment scheint die Recyclingfähigkeit wichtiger zu sein als die Kompostierbarkeit. Diese Dinge ändern sich – und das oft ziemlich schnell.“ In diesen turbulenten Zeiten strebt Mini-Maid vor al- lem nach Offenheit: „Wir informieren unsere Kunden über neue Anforderungen und erklären, was unsere Roh- stoffe darstellen und was wir tun, um die Nachhaltigkeit

zu fördern. Ein Beispiel dafür ist die Tatsache, dass un- sere Teller gar kein Plastik mehr enthalten.“

Husum in den letzten Jahren für das Unternehmen besonders wichtig war. Ihm zufolge ist die hervorragende Qualität der Produkte eine der Stärken von Metsä Board. Aus der Sicht eines verarbeitenden Betriebs ist es wich- tig, dass Qualität und Preis der Produkte des Liefe- ranten im Gleichgewicht sind. Zuverlässige Liefe- rungen und eine gute Kommunikation sind ebenso unerlässlich. „Neben den Vertriebsmitarbeitern können wir mit vielen anderen Abteilungen innerhalb der Organisa- tion sprechen. Metsä Board macht in dieser Hinsicht wirklich einen guten Job.“ •

Partnerschaften fördern Wachstum Mini-Maid stellt seine Produkte aus Frischfasern her, die die Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit für Lebensmittelverpackungen erfüllen. „Wir können auch guten Gewissens die Herkunft unserer Rohstoffe angeben, da wir sie von unseren nordischen Lieferanten beziehen.“ Mini-Maid arbeitet seit den 1990er Jahren mit Met- sä Board zusammen. Grahn sagt, dass der für Lebens- mittelverpackungen geeignete Karton aus dem Werk

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Die Kunst der Verpackung

„Sie können den Becher beispielsweise als Kaffee- tasse wiederverwenden. Der Kaffee aus dem Becher schmeckt dann ein wenig nach Lakritz.“ Timo Nisula, Managing Director, Kouvolan Lakritsi

Ein Becher voll Lakritz Der neue Lakritzbecher von Kouvolan Lakritsi ist das Ergebnis einer proaktiven Produktentwicklung von Metsä Board. In einer Verbraucherbefragung wurde der Becher für praktischer befunden als eine Plastiktüte.

Elina Hovinen, Fotos: Jussi Hellsten und Metsä Board

F risches, weiches Lakritz ist eine unvergleich- liche Delikatesse. Wenn aber eine Plastiktü- te mit Süßigkeiten einreißt und die Hände klebrig werden, ist das alles andere als angenehm. „Wir haben lange darüber nachgedacht, ob das Verkaufsverpackungskonzept für Lakritz nicht etwas anderes als eine simple Bonbontüte sein könnte“, sagt Timo Nisula , Geschäftsführer von Kouvolan Lakritsi. Kouvolan Lakritsi ist ein finnisches Unterneh- men, das 1906 gegründet wurde. Neben dem Hauptprodukt Lakritz produziert das Unterneh- men unter anderem Süßigkeiten und Marmelade. Seit 1960 stellt das Unternehmen seine berühmte Lakritze nach demselben Rezept her. Für Verpackungslösungen arbeitet Kouvolan Lakritsi schon seit mehreren Jahren mit Metsä Board zusammen. Die proaktive Produktent- wicklung von Metsä Board mündete im Lakritz- becher – einer wiederverschließbaren Verpackung aus Karton, die die Probleme der Bonbontüte aus Plastik löst und in puncto Kosteneffizienz trotz- dem konkurrenzfähig ist.

teneffiziente Herstellung der Verpackung spielte ebenfalls eine Rolle. „Die Verpackung muss sich auch gut anfühlen, wenn man sie in der Hand hält, und sie darf weder zu zerbrechlich sein noch billig erscheinen, selbst wenn sie aus den umweltfreundlichsten Rohstof- fen hergestellt wurde“, erklärt Nisula. Als Vorbild für den Lakritzbecher diente der Einwegbecher für Heißgetränke. Die Verpa- ckungsdesigner von Metsä Board machten sich Gedanken darüber, wie der runde obere Rand des Bechers zum Verschließen der Verpackung ge- nutzt werden könnte und welche Materialien da- für sorgen könnten, dass sich der Einwegpappbe- cher für Lakritzverpackungen eignet. Während das grundlegende Produktkonzept denkbar einfach war, bereitete der Mechanismus zum Anbringen eines luftdichten Verschlussde- ckels den Verpackungsdesignern Kopfzerbrechen. Das Designteam beschloss schließlich zu testen, ob eine heißversiegelte transparente Plastikfolie die Lakritze frisch halten würde. Nach dem Öff- nen hält der wiederverschließbare Pappdeckel die Lakritze wirksam frisch. Futupack, der Partner von Metsä Group, inves- tierte in ein Heißsiegelgerät, das die Produktent- wicklung des Lakritzbechers von Kouvolan La- kritsi überhaupt erst ermöglichte. „Das Heißsiegeln der Folie am Becherrand funk- tionierte erstaunlich gut, sodass wir die Haltbar-

Ein luftdichter Verschluss muss getestet werden

Zu den Anforderungen von Kouvolan Lakritsi an die Verpackung gehörte die Einhaltung sämtlicher Vorschriften und Normen sowie die Eignung für den vorgesehenen Verwendungszweck. Die kos-

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Die Kunst der Verpackung

Präsentationsständer in ¼-Palettengröße und Bodenaufsteller MetsäBoard Pro WKL 160 g/m 2 , 33 lbs/1000ft 2 B-flute

VERBRAUCHERUMFRAGE: BECHER ODER BEUTEL?

keit des Produkts und andere Materialeigenschaf- ten testen konnten“, erklärt Timo Kallio , Technical Expertise Service Director bei Metsä Board. Die Feuchtigkeit des Produkts darf nicht in die Verpackung eindringen, und die Lakritze muss in der geschlossenen Verpackung frisch bleiben. Bei der Auswahl der Materialien mussten auch drucktechnische Faktoren berücksichtigt werden, denn die Markenfarbe von Kouvolan Lakritsi ist schwarz, und die schwarze Druckfarbe stellt be- sondere Anforderungen an die Druckoberfläche. „Wir haben mehrere Haltbarkeitstests durchge- führt und festgestellt, dass die Deckellösung wirk- lich gut funktioniert und der Becher das Lakritz tatsächlich frisch hält“, beschreibt Kallio die Pha- sen der Produktentwicklung. Besonders begeistert ist Nisula von der Tatsache, dass der Pappbecher leicht zu recyceln ist. Er war es auch, der eine witzige Idee hatte, wie man den Becher nach dem Verzehr der Süßigkeiten ver- wenden könnte. „Sie können den Becher beispielsweise als Kaf- feetasse wiederverwenden. Der Kaffee aus dem Becher schmeckt dann ein wenig nach Lakritz.“ Eine beeindruckende Präsentation Laut Ilkka Harju , Packaging Services Director bei Metsä Board, beschränkt sich die Arbeit des Ver- packungsdesign-Teams nicht nur auf die Planung von Form und Material der Verpackung.

„Darüber hinaus bedenkt das Designteam auch, wo das Produkt verkauft werden soll, wie es im Laden präsentiert wird und wie die Verpackung die Logistikkette durchläuft.“ Die Verkaufsstände im Geschäft müssen ein- drucksvoll und stabil wirken und sie müssen den Stößen und Zugriffen vorbeigehender Kunden standhalten. Um den Verkauf des Lakritzbechers zu fördern, entwarf das Verpackungsdesign-Team verschie- dene Verkaufsständer aus weißem Kraftliner von Metsä Board, dessen Eigenschaften perfekt auf die Bedürfnisse von Kouvolan Lakritsi abgestimmt sind. Wellpappe aus weißem Kraftliner von Met- sä Board ist ein festes und haltbares Material mit einer hervorragenden Druckoberfläche. „Das Erscheinungsbild der Verpackung und des Verkaufsstandes ist enorm wichtig. Es sorgt dafür, dass das Produkt aus der Masse heraussticht und sich gut verkauft“, sagt Nisula. Flexible Zusammenarbeit Nisula lobt die reibungslose Zusammenarbeit mit Metsä Board. Dank der langen gemeinsamen Ge- schichte hat Metsä Board ein umfassendes Ver- ständnis dafür entwickelt, was der Kunde wünscht – das erleichtert die Designarbeit erheblich. „Während der Brainstorming-Phase werfen wir mit Ideen um uns, Metsä greift sie auf, und am Ende erhalten wir das fertige Produkt.“ •

Bevor der Lakritzbecher auf den Markt kam, hat Metsä Board eine Verbraucherumfrage in Auftrag gegeben, um herauszufinden, ob sich die Innovation lohnen würde. Die Umfrage wurde vom Institut Sense N Insight durchge- führt, das auf Marktforschung im Bereich Verpackungen spezialisiert ist. Virpi Korhonen , Geschäftsführerin des Unternehmens, erklärt, wie die Umfrage durchgeführt wurde und zu welchen Ergebnissen sie kam. Wie wurde die Umfrage durchgeführt? In der Verbraucherumfrage verglichen die Befragten den Süßwarenbeutel von Kouvolan Lakritsi mit dem neuen Lakritzbecher. Ziel war es, herauszufinden, wie die Ver- braucher die neue Verpackung im Vergleich zur traditio- nellen Plastiktüte beurteilen. Dabei kannten die Befrag- ten den genauen Zweck der Umfrage nicht. Die Umfrage begann damit, dass den Befragten beide Produkte gleichzeitig vorgestellt wurden. Sie wurden gefragt, welches Produkt aufgrund ihres ersten Ein- drucks attraktiver war und für welches Produkt sie bereit wären, den angegebenen Preis zu zahlen. Nach der Bewertung des ersten Eindrucks konnten die Befragten beide Verpackungen in die Hand neh- men, sie öffnen und den Inhalt probieren. Danach gaben die Befragten zunächst unabhängig voneinander ihre Bewertung der beiden Verpackungen ab. Anschließend gab es eine Gruppendiskussion. Was hat die Umfrage ergeben? Den Verbrauchern, die an der Umfrage teilnahmen, gefiel der Lakritzbecher: Er erhielt 73 von 100 Punkten in der SNI-Bewertung, während der Süßwarenbeutel ledig- lich 31 Punkte erhielt. Das zeigt, dass die Befragten der Meinung waren, dass der Lakritzbecher ein deutlich größeres Verkaufspotenzial hat als der Süßwarenbeutel – ein Zeichen, dass sich die Innovation lohnen würde. Die SNI-Bewertung misst den subjektiven Wert des Produkts, die Zahlungsbereitschaft und die Kaufwahr- scheinlichkeit im Vergleich zu einem anderen Produkt. Ein Ergebnis über 50 Punkte gilt als gutes Ergebnis. Alle Befragten fanden den Lakritzbecher einfach zu benutzen, sauber, sicher, attraktiv, ansprechend und beeindruckend. Einer der Kommentare in den offenen Antworten lautete wie folgt: „Der Becher ist praktisch, wenn man kleine Mengen essen will. Der Becher lässt sich leicht ver- schließen, er bleibt aufrecht

stehen und man kann ihn z. B. in einen Becherhalter im Auto stellen.“ In Sachen Nachhaltig- keit erhielt der Becher eine durchschnittliche Bewertung von 7,8 von 10 Punkten, wäh- rend der Beutel mit 6,1 von 10 Punkten bewertet wurde.

Präsentationstisch und Transportverpackung MetsäBoard Pro WKL 160 g/m 2 , 33 lbs/1000ft 2 E-flute

Becher und Deckel MetsäBoard Natural FSB Cup 1PE, 310 g/m 2 , 17.7 pt

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Thema

Resilienz bringt uns weiter

Inmitten von Herausforderungen in der Lieferkette und regulatorischen Veränderungen ist das globale Geschäftsumfeld voller Chancen für diejenigen, die unerwartete Risiken bewältigen können.

Sami Anteroinen, Illustration: Jarkko Talonpoika

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F ür Unternehmen ist Resilienz heute wichtiger denn je. Die jüngsten Krisen - von einer globalen Pandemie und Krieg bis hin zu Naturkatastrophen und logistischen Engpässen – haben gezeigt, dass Störungen in den Ge- schäftsabläufen oftmals plötzlich und unerwartet auftreten. Die Verpackungsindustrie ist nicht immun gegen Krisen. Aber was können die Akteure der Branche tun, um resilienter zu werden und derartige Herausforderungen besser zu meistern? Für Tero Eerikäinen , Ökonom und Spezialist für europäische Verpackungspapiere bei Fastmarkets RISI, sind Unternehmen, die sich schnell an Marktveränderungen anpassen können, sowohl in guten als auch in schlechten Wirtschaftszyklen erfolgreich. Seiner Meinung nach ist Diversifizierung der Schlüssel für die Zukunft: Ein breites Produktportfolio und die Präsenz in meh- reren Regionen erhöhen die Resilienz des Unternehmens und garantieren eine ausreichende Diversifikation. „Die künftigen Regulierungen für Kartonverpackungen wer- den die Unternehmen voraussichtlich noch mehr unter Druck setzen. Deshalb müssen strategische Geschäftsentscheidungen einem belastbaren Geschäftsplan zugrunde liegen, der unter al- len Marktbedingungen eine schnelle Reaktion auf veränderte Bedingungen ermöglicht“, so Eerikäinen. Um in einem unsicheren und sich ständig verändernden Ge- schäftsumfeld erfolgreich zu sein, muss das Unternehmen auf der Kostenseite wettbewerbsfähig bleiben, da die Produktionskapa- zitäten für Karton in naher Zukunft schneller wachsen werden als die Nachfrage, was zu erhöhtem Wettbewerb führen wird. „Darüber hinaus ist Qualität ein wichtiger Wettbewerbsvor- teil, der für eine stabile Nachfrage nach in Europa produziertem Karton gesorgt hat.“ Eerikäinen rechnet auch damit, dass das Thema Nachhaltigkeit in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird. Die Herkunft der ver- wendeten Materialien und die bei der Kartonherstellung entste- henden Emissionen werden bei Kaufentscheidungen eine grö- ßere Rolle spielen. Wie gut ist Ihr Radar? Laut Nora Kärkkäinen , Vice President, Business Development bei Valona Intelligence, hat die Risikobewertung in der Industrie eine lange Tradition. Trotzdem hat sich gezeigt, dass der Horizont die- ses „Risiko-Radars“ bisweilen zu eingeschränkt sein kann. „Außerdem hat jede Organisation ihre eigenen blinden Fle- cken. Ein Marktführer kann leicht in die sogenannte Kompe- tenzfalle tappen, wenn er sich seiner Sache allzu sicher ist und zu wissen glaubt, was in seiner Branche in Zukunft passieren wird“, sagt Kärkkäinen, der ein Buch über strategische Voraus- sicht mitverfasst hat. Kärkkäinen ist überzeugt, dass die Arbeit mit verschiedenen Szenarien den Unternehmen helfen kann, die Herausforderun- gen des Marktes besser zu meistern. „Die Erstellung von Sze- narien ist eine wichtige Methode, um die Resilienz zu erhöhen

– und seit dem Ende der Corona-Pandemie ist sie beliebter denn je.“ Anne Durchman, Head of Customer Success Ma- nagement, Nordics bei Valona Intelligence, fügt hin- zu, dass Unternehmen gut daran täten, sich im Vorfeld Gedanken über ihre Reaktion auf Krisenszenarien und ihre Reaktionszeiten zu machen: Gibt es genügend Ka- pazitäten, um bei Bedarf schnell handeln zu können? „Und selbst wenn mehrere „Treffer“ gleichzeitig ein- treten, sollten Sie immer noch in der Lage sein zu funk- tionieren.“ Durchman und Kärkkäinen betonen, dass die „Nach- bearbeitung“ von Krisen ebenso wichtig ist: Was haben wir gelernt, und was können wir beim nächsten Mal besser machen? „Der Schlüssel ist ein systematischer Ansatz für den eigenen Risiko-Radar, um zukunftssicherer zu werden“, so Kärkkäinen. Rechnen Sie mit allem Markku Leskelä , Senior Vice President, Development bei Metsä Board erklärt, dass die Erstellung verschie- dener Szenarien ein wichtiges Instrument zur Verbes- serung der Resilienz ist. Das bedeutet eine gründliche Analyse des Geschäftsumfelds, einschließlich Fakto- ren wie Geopolitik, Technologie, Verbrauchertrends, aber auch gesetzgeberischer Entwicklungen. „Die Arbeit mit Szenarien ist Teil unserer kontinuier- lichen Arbeit und wird immer wichtiger“, sagt Leske- lä und betont, dass wir uns auf die schwarzen Schwä-

ne, die überall auf uns lauern, vorbereiten müssen. Sich auf das Unerwartete vorzubereiten bedeutet auch, dass die Flexibilität innerhalb der Organisation zunimmt. „Rückblickend war die Covid-Pandemie wahrschein- lich der schwarze Schwan, mit dem wir alle am wenigs- ten gerechnet hatten“, gibt Leskelä zu. Dennoch scheint die globale Verpackungsindustrie für die Zukunft recht gut aufgestellt zu sein. „Das Be- dürfnis, Dinge zu verpacken, ist schließlich universell.“ Veränderung bietet auch Chancen Dennoch gibt es nach wie vor Probleme wie Überver- packungen, und es gibt noch viel zu tun, zum Beispiel im Bereich des Recyclings. Leskelä weist darauf hin, dass Verpackungen auf Faserbasis stark im Kommen sind und für Akteure wie Metsä Board neue Möglich- keiten bieten. „Wir wollen weiterhin in die richtige Richtung ge- hen und unsere Kunden inspirieren, indem wir ih- nen vor Augen führen, was für Innovationen im Ver- packungsbereich möglich sind.“ Eine faszinierende Triebfeder der Wirtschaft ist derzeit die künstliche Intelligenz (KI). Leskelä ver- rät, dass die Werke von Metsä Board bereits KI in ver- schiedenen Bereichen des Produktionsprozesses ein- setzen, zum Beispiel bei der Qualitätskontrolle: „Mit einer effizienteren Datenverarbeitung funktioniert auch unsere operative Steuerung besser.“ Anu Rehtijärvi , Market Intelligence Manager bei Metsä Board, ist Teil des Entwicklungsteams von Les-

Durch die Arbeit mit verschiedenen Szenarien werden einige der geschäftskritischen Unwägbar- keiten aufgedeckt. So kann für jede Eventualität ein tragfähiger Plan ausgearbeitet werden.

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Thema

kelä. Sie bezeichnet das Gebiet der Marktforschung als herausfordernd: Es gibt schwache Signale, die sich im Laufe der Zeit zu bedeutenden Markttreibern entwi- ckeln werden – aber woher weiß man, welche das sind? „Die Antwort liegt in einer umfassenden und unun- terbrochenen Analyse des Geschäftsumfelds,“ sagt sie. Durch die Arbeit mit Szenarien werden einige ge- schäftskritische Unwägbarkeiten aufgedeckt – und für jede Eventualität kann ein tragfähiger Plan aus- geheckt werden. Was auch immer das Entwicklungsteam über die Zukunftstrends erfährt – es gibt dieses Wissen schnellstmöglich an die Kunden weiter. „Erkenntnis- se und Wissen werden in Zusammenarbeit gewon- nen. Das gilt auch für die Stärkung der Resilienz.“ Risiko und Gewinn Jussi Tarvainen , Vice President, Risk Management Pro- cess bei Metsä Group, ist der Ansicht, dass das Bewusst- sein für verschiedene Risiken in den letzten Jahren si- cherlich zugenommen hat. Er sieht in der operativen Belastbarkeit eine Schlüsselkomponente zur Gewähr- leistung der Betriebskontinuität. „Wir verbessern unsere Risikomanagement-Prozesse durch verschiedene Instrumente, darunter Digitalisie- rung, Transparenz und Schulungen“, sagt er. „Risiko- management schafft die Voraussetzungen für den Auf- bau resilienter Strukturen im gesamten Unternehmen.“ Laut Tarvainen werden große Branchenakteure wie Metsä Group im Zuge des Wandels florieren. „Dazu müssen Sie vor allem ein genaues Bild davon ha- ben, was auf dem Markt passiert – und warum. Wenn Sie sich auf solide Daten stützen können, können Sie viel besser mit den Unwägbarkeiten der Zukunft umgehen.“ Resiliente Lieferketten Wir bei Metsä Board sind der Meinung, dass Resilienz nicht nur darin besteht, disruptive Ereignisse zu über- stehen, sondern sich proaktiv auf sie vorzubereiten und die interne Agilität zu fördern, um auf unvorhergesehe- ne Szenarien reagieren zu können. Aber was heißt das in der Praxis? In erster Linie wird es durch eine effektive Bedarfspla- nung, Transparenz der Lieferkette und Bestandsverwal- tung möglich, sich besser auf Nachfrageschwankungen und Lieferunterbrechungen vorzubereiten. Darüber hi- naus spielen Backup-Werke sowie alternative Verarbei- tungs- und Lagerstandorte eine wichtige Rolle für die Resilienz der Lieferkette. „Wir halten auch aktiv Backup-Alternativen für Lo- gistikrouten einsatzbereit. Als beispielsweise im März

2024 die Baltimore-Brücke auf tragische Weise einstürz- te, hat unser Lieferketten-Team in weniger als 48 Stun- den logistische Alternativen bereitgestellt“, sagt Anu Metsäranta , Vice President, Supply Chain bei Metsä Board. „Darüber hinaus setzen wir einen robusten Sales-and- Operations-Planning-Prozess (S&OP) ein, der eine enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern und eine Pla- nung unterschiedlicher Szenarien mit der Geschäfts- leitung umfasst.“ Stärkung der organisatorischen Agilität Während der Aufbau einer starken Struktur unerläss- lich ist, geht es bei der organisatorischen Resilienz auch darum, im Krisenfall eine effektive Abstimmung, Fest- legung der Zuständigkeiten und Anpassungsfähigkeit zu fördern. Indem kleinere Teams in die Lage versetzt werden, ei- genständig zu handeln und dabei mit den übergeordne- ten Zielen der Organisation im Einklang zu bleiben, ist es möglich, das gesamte Fachwissen der Organisation zu nutzen, um Probleme effizient anzugehen. „Darüber hinaus haben die jüngsten Entwicklun- gen im Bereich der fortgeschrittenen Analytik die Ge- schwindigkeit unserer Teams bei der Risikobewertung, der Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses, der Umsetzung der besten Maßnahmen und der zeit- nahen Bewertung ihrer Auswirkungen weiter erhöht“, so Metsäranta abschließend. Immer neue Regulierungen Der Europäischen Kommission hat versprochen, die grüne Transformation fortzuführen und sich stärker auf die Förderung von Investitionen und der europäischen Wettbewerbsfähigkeit zu konzentrieren, sagt Tytti Peltonen , Vice President, Corporate Affairs Eu- ropean Union bei Metsä Group. Der Schwer-

„Die EU hat die Resilienz bereits in ihre Politik in- tegriert, zum Beispiel durch das EU-Programm Green Deal. So soll sichergestellt werden, dass die Union und die Mitgliedstaaten auf verschiedene Herausforderun- gen reagieren und sich von Krisen erholen können“, fährt sie fort. Die Metsä Group hat ein Büro in Brüssel, in dem drei Mitarbeiter mit der EU-Lobbyarbeit beschäftigt sind. „Auch unsere Kolleginnen und Kollegen in Deutsch- land und Finnland unterstützen unsere Arbeit“, sagt Teamleiter Peltonen, der bereits seit 15 Jahren in Brüs- sel arbeitet. Sie begreift die Energiewende als Chance für unsere Industrie und Wirtschaft. „Sie erfordert einen angemes- senen Regulierungsansatz sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene. Es wird erwartet, dass die neue Kommission einen gemäßigteren Kurs einschla- gen wird, um übermäßig präskriptive und widersprüch- liche Rechtsvorschriften sowie einen übermäßigen Ver- waltungsaufwand zu vermeiden.“ Effektive Zusammenarbeit für beste Ergebnisse Peltonen stellt fest, dass die politischen Entscheidungs- träger wertvolle Arbeit leisten. Wenn diese in guter In- teraktion mit den Interessengruppen erfolgt, sind die

Erfolgsaussichten gut: „Wir antizipieren regulatorische Änderungen, indem wir uns an den politischen Dis- kussionen und der Lobbyarbeit auf EU- und nationaler Ebene beteiligen, insbesondere in Finnland, Schweden und Deutschland.“ Im Wesentlichen bedeutet dies, dass das Metsä-Team politische Debatten verfolgt und an ihnen teilnimmt, po- litische Entwicklungen beobachtet, Treffen mit Interes- sengruppen und EU-Entscheidungsträgern organisiert und Gesetzesvorschläge analysiert. „Wir beteiligen uns an Diskussionen über Wälder und Artenvielfalt, Klima und Energie, Umwelt, Kreislaufwirt- schaft und Produkte“, sagt Peltonen. „Wir arbeiten außer- dem eng mit nationalen und EU-weiten Handels- und In- dustrieverbänden zusammen.“ •

punkt wird beispielsweise auf der Umsetzung der bereits verabschiedeten Rechtsvorschrif- ten in den Mitgliedstaaten, einer sauberen Industriepolitik, der Reduzierung von In- dustrieemissionen und der Energiesicher- heit liegen.

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Im Fokus

Verordnungen im Blick In Zeiten immer strengerer Umweltgesetze gehen kluge Branchenakteure noch einen Schritt weiter.

4evergreen repräsentiert die gesamte Wertschöpfungskette faserbasierter Verpackungen, von den Wäldern bis hin zu Produzenten, Designern, Markeninhabern und Recyclingunternehmen. Ihr Ziel ist eine Recyclingquote von 90 % für faserbasierte Verpackungen bis 2030.

Sami Anteroinen, photos: Metsä Group

E ine wichtige bevorstehende Gesetzgebung im Bereich der Verpackungen ist die EU-Verpa- ckungs- und Verpackungsabfallverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation – PPWR), die darauf abzielt, die Abfallmenge aus Verpackungs- materialien zu reduzieren. Für Mike Turner , Ge- schäftsführer der European Carton Makers Associa- tion (ECMA), bringt die Verordnung eine lang ersehnte Vereinheitlichung für die Branche. „Der PPWR erkennt an, dass die Kreislaufwirtschaft auf Recycling und Wiederverwendung beruhen sollte. Wir unterstützen diese Gesetzgebung sehr“, sagt Turner. Die PPWR soll im Herbst formell verabschiedet wer- den und wird voraussichtlich 2026 in den Mitglieds- staaten in kraft treten werden. Einige der Anforde- rungen, Beschränkungen und Verbote werden 2026 in Kraft treten, andere 2030. Außerdem beinhaltet die Verordnung einige indikative Ziele für 2040. Zusätz- lich zur PPWR selbst wird die Europäische Kommis- sion sekundäre Rechtsvorschriften und Leitlinien für die Umsetzung der Verordnung ausarbeiten. Hinsichtlich der Reduzierung von Verpackungsmüll unterstreicht Turner die Wichtigkeit eines hochwer- tigen Verpackungsdesigns. „Bis zu 80 Prozent der Nachhaltigkeitsauswirkungen einer Verpackungs- einheit werden während des Designprozesses ent- schieden.“ Fasern von der Rolle Aufgrund ihrer hohen Recyclingfähigkeit scheint Ver- packungen auf Faserbasis der Markt von morgen zu gehören. „Faserstoffverpackungen sind in diesem Sze- nario hervorragend aufgestellt“, freut sich Turner.

So dürfen zum Beispiel kleine Portionen Obst und Gemüse für den einmaligen Gebrauch (weniger als 1,5 kg) nach der neuen Gesetzgebung nicht mehr in Plastik verpackt werden. „Das bietet Möglichkeiten für Innovatoren wie Metsä, den Markt zu erobern.“ Tytti Peltonen , Vice President, Corporate Affairs European Union bei Metsä Group, ist die Wertschöp- fungskette für faserhaltige Verpackungen „im Gro- ßen und Ganzen zufrieden“ mit dem neuen Gesetz. „ Es behandelt wiederverwendbare und recycelba- re Einwegverpackungen fairer als der ursprüngliche Vorschlag der Kommission und erkennt zudem die Klima- und Umweltvorteile von hochgradig recycel- baren Verpackungen auf Faserbasis an.“ Dennoch hofft Peltonen, dass das Gesetz auch den Mitgliedstaaten bei der Weiterentwicklung von Sam- mel- und Recyclingsystemen als Leitlinie dienen wird – und einige Unklarheiten beseitigt, die in der bishe- rigen Gesetzgebung offen geblieben waren. „Wir warten auf weitere Vorgaben der Europäischen Kommission und hoffen, dass das Gesetz bald formell verabschiedet wird“, sagt sie und fügt hinzu, dass die Branche sowohl Rechts- als auch Planungssicherheit braucht. Auf der Seite des Waldes Ein weiteres wichtiges Gesetz ist die Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR), die im Juni 2023 in Kraft trat und die EU-Holzverordnung ersetzt. Sie zielt darauf ab, die Abholzung und Schä- digung der Wälder weltweit zu bekämpfen. Peltonens Kollegin, Corporate Affairs Manager Krista Kimmo , erklärt, dass die Verordnung sicher-

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Im Fokus

„Die faserbasierte Verpackungsindustrie braucht einen planbaren und wissenschaftlich fundierten Rechtsrahmen, um die grüne Transformation und die damit verbundenen Produktentwicklungen, Innovationen und Investitionen umsetzen zu können.“

stellen soll, dass Waren, die auf den EU-Markt gebracht oder von dort exportiert werden, keine Entwaldung oder Schädigung der Wälder verursachen. „Die Forstindustrie und Metsä Group stehen voll und ganz hinter diesem Ziel“, sagt sie. Die EUDR legt Regeln für die Produktion von Rind- fleisch, Kakao, Kaffee, Palmöl, Kautschuk, Soja und Holz fest. „Sie führt auch eine Meldepflicht für Unternehmen ein, um sicherzustellen, dass diese die Anforderungen erfüllen“, sagt Kimmo. Die Branche wartet noch auf nähere Informationen der Kommission darüber, wie die Verordnung in der Praxis angewendet werden soll. Sofern der Vorschlag der Kommission, die Anwendung der Richtlinie um ein Jahr zu verschieben, nicht in der Zwischenzeit vom EU- Parlament und dem Europäischen Rat gebilligt wird, tritt die EUDR am 30. Dezember 2024 in Kraft.

mittel- und Gastronomieverpackungen aus Holzfasern und für die Kreislaufwirtschaft einsetzt. Metsä Group ist auch ein aktives Mitglied von 4ever- green, das die gesamte Wertschöpfungskette von faser- basierten Verpackungen vertritt, von den Wäldern über die Produzenten, Designer und Markeninhaber bis hin zu den Recyclern. „Die erweiterte Zusammenarbeit in der Wertschöp- fungskette und das Engagement der Stakeholder sind für alle Beteiligten extrem wichtig“, so Peltonen. Corporate America setzt auf Nachhaltigkeit Laut Nathan Pajka , Metsä Board Sustainability Mana- ger in New York, ist die Situation der grünen Gesetz- gebung in den USA weniger eindeutig ist als in Europa. „Die EU- Nachhaltigkeitsvorschriften sind strenger und weiter gefasst. In den USA ist das völlig anders, weil das Land so dezentralisiert ist“, sagt Pajka. Konkret be- deutet das, dass jeder Bundesstaat seine eigene Nach- haltigkeitsagenda verfolgt. Dennoch fordern viele große Unternehmen eine strengere Umweltgesetzgebung – vor allem, weil auch ihre Kunden das wollen. „Die Verbraucher befürworten zunehmend das Re- cycling und die Kreislaufwirtschaft“, sagt Pajka und fügt hinzu, dass auch die Investoren die Trendwende erkannt haben. „Investoren drängen Unternehmen aktiv dazu, ESG- Standards zu übernehmen und umzusetzen.“ •

Einsatz für eine verantwortungsvolle Gesetzgebung

Die EU möchte eine führende Rolle bei der Bekämp- fung des Klimawandels einnehmen. In den letzten fünf Jahren hat die Union an einer ehrgeizigen Green-Deal- Agenda gearbeitet, die zu einer wahren Flut an neuen Gesetzen und Verordnungen geführt hat. „Wir unterstützen die ehrgeizigen Umwelt- und Klima- ziele der EU. Dennoch ist es wichtig, allzu detaillierte, sich teilweise überschneidende und widersprüchliche gesetzli- che Anforderungen zu vermeiden“, betont Tytti Peltonen. „Die faserbasierte Verpackungsindustrie braucht ei- nen planbaren und wissenschaftlich fundierten Rechts- rahmen, um die grüne Transformation und die damit verbundenen Produktentwicklungen, Innovationen und Investitionen umsetzen zu können“, fügt sie hinzu. Die Aufgabe des Brüsseler Teams von Metsä Group ist es, den politischen Entscheidungsträgern fundierte Informationen und Lösungen vorzuschlagen. „Wir ar- beiten eng mit Handels- und Industrieverbänden zu- sammen.“ Das bedeutet zum Beispiel, dass wir uns an den Akti- vitäten der European Paper Packaging Alliance (EPPA) beteiligen, die sich für die Nachhaltigkeit von Lebens-

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